Nur wenige Nachfragen gab es am Donnerstag bei der Vorstellung des neuen Bebauungsplans zwischen Birkenweg, Thomaskirche und Ahlumer Straße. Die Wolfenbütteler Baugesellschaft (WoBau) als Bauherr und die Stadt hatten zu dieser zweiten Bürgerbeteiligung in die Schule am Geitelplatz eingeladen.
Eigentlich gab es nur eine einzige Kritik: Eine Anwohnerin sprach sich gegen die Idee eines Kreisels an der Thomaskirche aus – und für die bestehende Fußgängerampel, weil dort viele Schulkinder die Straße querten. Doch Ivica Lukanic, Leiter der Stadtentwicklung, zitierte Untersuchungen, nach denen Kreisel den Verkehr am effizientesten bremsen und die sicherste Überquerung ermöglichten.
Im Übrigen lobte er die Pläne der WoBau ausdrücklich: „Im Rathaus sind wir sehr dankbar, dass diese Pläne hier liebevoll und mit städtebaulichen Ambitionen angelegt sind.“ Es sei enorm, dass die Baugesellschaft das Heft derart in die Hand nehme, um die nachhaltige Entwicklung dieses Kernbereiches von Wolfenbüttel zu sichern. „Ich würde sogar von einem Leuchtturmprojekt sprechen, an dem auch wir mit Herzblut arbeiten werden.“
WoBau-Geschäftsführer Markus Hering freute sich über dieses Lob – zumal die Investitionen in schwierigem Umfeld stattfänden: „Mietwohnungsbau in Deutschland ist sehr risikobehaftet“, meinte er. Ganz bewusst verzichte die WoBau auf die Beantragung von Fördermitteln.
„Wir sind glücklich über jede Wohnung, die für den Mietmarkt hergestellt wird“, unterstrich Lukanic. Gerade die Entscgeidung der WoBau für zeitgemäßen Wohnraum – beispielsweise mit Aufzügen in jedem Haus – sei wichtig für Entwicklung Wolfenbüttels. „Eine Durchmischung der Quartiere mit allen Bevölkerungsgruppen ist sehr wünschenswert“, sagte der Stadtentwickler. „Mal sehen, wo die Reise in diesem Viertel hingeht – jedenfalls darf es keine Denkverbote geben.“
Wie berichtet, steht das Quartier zwischen Rodeland, Birkenweg und Ahlumer Straße vor einer umfassenden Neuordnung. Die WoBau führt das Konzept unter den Namen „Neue Juliusstadt – Teilquartier Gartenstadt“. Kürzlich ließ sie mehrere marode Häuser abreißen, um Platz für erste Neubauten zu schaffen. „Diese Häuser stammten teils noch aus den 30er-Jahren“, betonte Alexa Stahm von Stahm-Architekten (BS). „Sie waren nicht mehr zu sanieren.“
Stahm und Stadtplaner Edgar Englert-Piorkowsky stellten vor, was sich ändern soll und wie es weitergeht. Die Bürgerbeteiligung setzt sich fort mit der öffentlichen Auslegung (2. Juli bis 7. August), am 16. Dezember könnte die Beschlussfassung im Stadtrat laufen. Mittel- bis langfristig – die Rede ist von 15 bis 20 Jahren – will die WoBau das gesamte Viertel mit „zeitgemäßer Wohnbebauung ausstatten“, erklärte Geschäftsführer Hering.
Gleichzeitig versicherte er, dass „hier keinesfalls nüchterne, eiskalte Klötze entstehen werden“. Auch das Grünkonzept werde ansprechend sein. Alexa Stahm sprach von Freiräumen, Außenplätzen und besonnten Bereichen.
Exakte Baupläne liegen natürlich noch nicht vor. Fest steht aber, dass aus den bisher 186 Wohneinheiten knapp 330 werden sollen, in erster Linie durch dann drei statt zwei Vollgeschosse sowie durch eine bessere Ausnutzung der Bautiefen. Dass höhere Häuser nicht zum Nachteil der bestehenden Nachbarschaft führen müssen, machte Stahm mit einem „Schattenplan“ deutlich, der an keiner Stelle durchbrochen wird.
Bestandteil des neuen Bebauungsplans ist auch die Idee, größere Grünflächen mit hoher „Aufenthaltsqualität“ (Stahm) anzulegen, zum Beispiel rund um den Birkenweg. Durch eine bessere Verteilung der Parkplätze werde es auf den Straßen mehr Raum geben. „Dadurch könnten mehrere Einbahnstraßen in beide Richtungen befahrbar sein“, sagte die Architektin. „Wir regen für den ganzen Bereich Tempo 30 an – ausgenommen Rodeland und Heckenkamp.“