Seit sechs Jahren gibt es bundesweit das Deutschland-Stipendium, das Studenten ein Jahr lang finanziell unter die Arme greift. Seit dem ersten Tag ist die Wolfenbütteler Baugesellschaft (WoBau) dabei und unterstützt Ostfalia-Studenten in Wolfenbüttel. Die aktuelle und inzwischen bereits sechste Stipendiatin ist Camelia Müller, die derzeit Soziale Arbeit auf dem Campus Am Exer studiert.
„Hinter unserem Engagement für das Deutschland-Stipendium steckt die Überzeugung, dass Bildung kein Luxus sein darf“, erklärt WoBau-Geschäftsführer Markus Hering. „Wir leisten damit einen kleinen Beitrag, intelligenten Menschen das Studium zu erleichtern.“
Die WoBau suche sich ihre Stipendiaten nicht selbst aus. „Wir vertrauen der Auswahlkommission, die das seit Jahren ausgesprochen gut macht.“ Im Übrigen gehöre die WoBau zu den Stiftern der ersten Stunde beim Deutschland-Stipendium. „In der Zeit war uns stets wichtig, dass es keine Themen-Bindung zwischen unserem Unternehmen und den jeweils geförderten Stipendiaten gibt“, unterstreicht Hering, „schließlich soll das Ganze kein Lobby-Stipendium sein.“
Studenten bewerben sich für das Stipendium direkt bei der Ostfalia über ein Online-Verfahren. Nach einer ersten Vorauswahl müssen potenzielle Stipendiaten ein Motivationsschreiben und weitere Informationen einreichen. Neben guten Noten gehen auch soziale und biografische Fakten in die Bewertung ein. „Wir legen ein Hauptaugenmerk etwa auf Engagement – beispielsweise universitäre Gremienarbeit oder Ehrenämter“, erklärt Anette Salbach, Referentin für PR/Alumni/Netzwerke & Stiftungen an der Ostfalia.
Ein weiteres wichtiges Kriterium sei, ob der Student besondere biographische Hürden im Studium zu meistern habe. „Wir schauen zum Beispiel, ob jemand der erste in seiner Familie ist, der ein Studium aufnimmt.“ Für diese Personen sei der Werdegang oft schwieriger als für jemanden aus einer Akademiker-Familie. Auch Menschen mit Behinderungen oder alleinerziehende Eltern haben gute Aussichten auf den Zuschlag.
Für das Bundesprogramm sucht Salbach regionale Unternehmen, die einen Studenten mit 1800 Euro pro Jahr unterstützen wollen. Jedes dieser Stipendien wird vom Bund nochmal mit derselben Summe aufgestockt. Bei sogenannten Matching-Abenden besteht für Studenten und Unternehmen die Möglichkeit sich kennenzulernen.
Zu den etwa 40 Stipendiaten der Ostfalia-Hochschule zählt Camelia Müller. Die 47-Jährige hat sich für das Studium der Sozialen Arbeit entschieden, weil sie sich professionell für eine inklusive Gesellschaft einsetzen möchte. „Es gibt in unserer Gesellschaft derzeit viel zu tun, und da möchte ich mitgestalten“, sagt Müller, die derzeit im dritten Fachsemester studiert.
„Meine Töchter, die ebenfalls studieren, haben mich auf das Stipendium aufmerksam gemacht“, erzählt die dreifache Mutter. In zahlreichen ehrenamtlichen Funktionen engagiert sich Müller für Flüchtlinge und für Menschen mit Behinderungen. Dieser Arbeit möchte sie künftig auch hauptberuflich nachgehen – etwa Hilfestellung geben bei der Integration in den Arbeitsmarkt.
„Mir hilft das Stipendium ungemein weiter“, betont Camelia Müller. So besuche sie häufig Fachvorträge in anderen Städten. Für das Deutschland-Stipendium gibt es keine Altersbeschränkung. Mit ihrer Lebenserfahrung steht die gebürtige Rumänin dafür, dass ein Studium auch später im Leben möglich ist.