Im Gespräch: Markus Hering

„Wir tragen zur Verbesserung der Lebensqualität bei“

Wolfenbüttel. Die Wolfenbütteler Baugesellschaft ist im Juni 90 Jahre alt geworden. Doch auch im Jubiläumsjahr beschäftigt sich die WoBau weniger mit dem Blick zurück, sondern eher mit den Perspektiven und Chancen für das Unternehmen, die Stadt und den Landkreis. Über Einblicke und Ausblicke hat das magazin mit Geschäftsführer Markus Hering gesprochen.

Grüner Platz 24

magazin: 90 Jahre sind ein stolzes Alter. Wie vital ist die WoBau derzeit, Herr Hering? Markus Hering: Die WoBau hat sich, vor allem in den letzten Jahren, kontinuierlich weiterentwickelt und an die sich verändernden Bedürfnisse des Wohnungsmarktes angepasst. Das ist unserer Meinung nach sehr wichtig und hat dazu beigetragen, dass die WoBau aktuell sehr vital und dynamisch ist. Durch stetige Investitionen in die Instandhaltung und Modernisierung unserer Objekte sorgen wir für ein attraktives Wohnungsangebot auf hohem Qualitätsniveau. Außerdem setzen wir auf Nachhaltigkeit und Digitalisierung, um unseren Service und die Wohnqualität weiter zu verbessern.

magazin: Wurde auch gefeiert? Hering: Statt für eine große Jubiläumsfeier haben wir uns für eine Spendenaktionen innerhalb der Stadt und des Landkreises Wolfenbüttel entschieden. Um unserem Leitbild im Sinne der Nachhaltigkeit und des Umweltschutzes nachzukommen, haben wir 900 Bäume an die Stiftung Zukunft Wald gespendet. Hintergrund dieser Aktion ist ein Schulwaldprojekt des Theodor-Heuss- Gymnasiums, das eine Erstaufforstung auf der Fläche „An der Okeraue“ in Wolfenbüttel realisiert. Durch unsere Spende wird jeder Klassenstufe und somit ca. 800 Schülerinnen und Schülern ermöglicht, einen Baum zu pflanzen und damit aktiv etwas Gutes fürs Klima zu tun. Die Kinder erfahren Wichtiges zu Natur und Umwelt und sammeln praktische Erfahrungen im Rahmen des Aufforstungsprojektes. Eine weitere Spendenaktion richtet sich an Einrichtungen, die sich für Kinderrechte einsetzen sowie ein gewaltfreies Aufwachsen von Kindern ermöglichen. Der Kinderschutzbund Wolfenbüttel, das Kinderhaus Eitzum, der Boegens Hof sowie der Verbund Braunschweiger Kinderhäuser haben dazu je 2 500 Euro von uns erhalten. Mit diesen Aktionen hoffen wir, das Jubiläumsjahr der WoBau ganz im Sinne unserer Unternehmensphilosophie zu nutzen und unseren Themen „Soziales“ und „Nachhaltigkeit“ einen sinnvollen Handlungsraum zu verleihen.

WoBau-Geschäftsführer Markus Hering

Markus Hering
Geschäftsführer WoBau Wolfenbüttel

Elbingerstrasse 2a

Sanierten Baubestand finden Sie auch an der Elbinger Straße 2a – nun auch mit Photovoltaik und einer Wärmepumpe.

magazin: Das hört sich alles sehr optimistisch an. Doch, wie sagt man so schön, „von nichts kommt nichts“. Was sind aus Ihrer Sicht die großen Meilensteine gewesen, die die WoBau aus der Krise geführt haben? Hering: Der größte Meilenstein erfolgte mit der strategischen Neuausrichtung und einer tiefgreifenden Restrukturierung der WoBau, die gemeinsam mit Unterstützung unserer Hauptgesellschafter Stadt und Landkreis Wolfenbüttel umgesetzt wurden. Damit einhergehend gab es personelle Veränderungen, Optimierungen bestehender Prozesse sowie die bis heute andauernde Umsetzung umfangreicher Sanierungsmaßnahmen. Der Wohnungsbestand wurde im Laufe der Jahre durch strategische Maßnahmen um etwa ein Viertel reduziert. Das ermöglichte uns nachhaltige und zielgerichtete Investitionen in den übrigen Kernbestand. Auch Neubauprojekte konnten realisiert werden, sodass wir 82 neue freifinanzierte Wohnungen zu unserem Kernbestand zählen können.

Boegens-Hof

Der Boegens Hof in Kneitlingen zeigte sich überwältigt von der Spende der WoBau.

Stiftung Wald

Eine Spendenaktion richtete sich an das Schulwaldprojekt des Theodor- Heuss-Gymnasiums.

magazin: Ihre wichtigsten Gesellschafter sind die Stadt und der Landkreis. Weckt die WoBau-Erfolgsgeschichte der vergangenen Jahre neue Begehrlichkeiten? Hering: Unser Ziel bleibt es, dem sozialpolitischen Auftrag nachzukommen und Wohnraum zu schaffen, der für alle zugänglich ist und gleichzeitig die Lebensqualität in unserer Region verbessert. Vier von fünf Wohnungen liegen bei einer Miete von 5,50 Euro / Quadratmeter, und gut ein Drittel unseres Bestandes wurde barriereärmer umgestaltet.

magazin: Sie führen ein Unternehmen, das mittlerweile wieder auf die Erfolgsspur zurückgekehrt ist. Doch die Rahmenbedingungen für die soziale Wohnungswirtschaft sind derzeit alles andere als rosig. Wie beurteilen Sie die Lage, und gibt es auch Anlass für Zuversicht? Hering: Die aktuelle Lage in der sozialen Wohnungswirtschaft ist weiterhin kritisch. Dies ist auf mehrere Faktoren zurückzuführen, etwa die gestiegenen Baukosten, die hohen Zinsen und die Vielzahl an Vorschriften, die wir einhalten müssen. Dies alles belastet nicht nur die Kostenstruktur unserer Projekte, sondern erschwert auch die Planungssicherheit, die für eine stabile Entwicklung wichtig ist. Dennoch gibt es auch Anlass zur Zuversicht. Die aktuelle Novellierung der Bauvorschriften auf Bundes- und Landesebene bieten Ansatzpunkte für positive Veränderungen. Diese gesetzlichen Anpassungen können dazu beitragen, bürokratische Hürden abzubauen und die Genehmigungsprozesse zu beschleunigen. Es bleibt weiterhin herausfordernd, aber wir sind optimistisch, dass mit den richtigen Maßnahmen und einer vorausschauenden Planung die sozialorientierte Wohnungswirtschaft gestärkt aus dieser Situation hervorgehen kann.

magazin: Die WoBau hat einen Sozialbericht erstellt, in dem „eine positive Sozialrendite mit einem sehr hohen Nutzen für die kommunalen Gesellschafter“ attestiert wird. Was bedeutet das im Kern? Hering: Unser Sozialbericht zeigt im Wesentlichen, dass die Wo- Bau über rein wirtschaftliche Ziele hinaus agiert und sich aktiv für das Wohl der Gemeinschaft einsetzt, was sowohl für die Kommunen als auch für die Mieterinnen und Mieter von großem Vorteil ist. Wir schaffen nicht nur qualitativ hochwertigen und bezahlbaren Wohnraum, sondern fördern die Integration und den Zusammenhalt und tragen somit zur Verbesserung der Lebensqualität bei. Ein weiterer Fokus liegt auf umweltfreundlichen Bauweisen und energiesparende Technologien, welche langfristig sowohl ökologische als auch ökonomische Vorteile bieten.

Remenhof

Das Kinderhaus Eitzum wird mit der Spende Ausflüge für Eltern und Kinder planen.

Deutscher Kinderschutzbund Ortsverband Wolfenbüttel

Der Kinderschutzbund Wolfenbüttel möchte mit dem Spendenbetrag das Projekt „Besser vorher Nachhilfe“ ausbauen.

magazin: Kommt dies alles auch bei den Menschen in Wolfenbüttel an? Wie ist der Stellenwert der WoBau bei Ihren Mietern, bei den Mitarbeitern der WoBau, bei den regionalen Auftragnehmern oder in der Kommunalpolitik? Hering: Für unsere Mieterinnen und Mieter ist die WoBau mehr als nur ein Vermieter; wir sind ein Partner, der sich um ihre Bedürfnisse und Belange kümmert. Wir setzen auf ein offenes Ohr für Anregungen und Sorgen, um ein wohnliches Umfeld zu schaffen. Schlagworte wie freundlich, zuverlässig, sozial, kompetent und fair wurden von knapp 95 Prozent unserer Mieterinnen und Mieter bei unserer erstmalig breit angelegten Mieterbefragung am häufigsten genannt. Das ist ein Ergebnis, das uns anlässlich unseres 90-jährigen Bestehens sehr stolz macht. In unserer Belegschaft ist die Identifikation mit der WoBau sehr hoch. Es ist uns sehr wichtig, aktuelle Themen wie Digitalisierung, gesellschaftliche Transformation und veränderte Wohn- und Arbeitswelten im Unternehmen aktiv zu gestalten und weiterzuentwickeln – in einem familiären, wertschätzenden und kreativen Miteinander, das zur Lebenswelt der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter passt. Unser Leitbild gibt dabei einen Rahmen für das tägliche Handeln vor. Auch die regionalen Auftragnehmer schätzen die Zusammenarbeit mit der WoBau. Wir pflegen langjährige Partnerschaften, die auf Vertrauen, Qualität und Fairness basieren. In der Kommunalpolitik sind wir ein verlässlicher Partner. Unsere Projekte und Initiativen tragen zur städtebaulichen Entwicklung bei und fördern die soziale Vielfalt in Wolfenbüttel.

Am Rodeland

magazin: Riskieren wir einen kleinen Ausblick – vielleicht bis zum 100. Jahrestag der WoBau. Was wird sich bis dahin im Unternehmen, für die Gesellschafter und die Mieter verändert und vor allem natürlich verbessert haben? Hering: Im kommenden Jahrzehnt möchten wir weiterhin unsere Prozesse optimieren und die Säulen unserer Unternehmenspolitik stärken. Wir werden den eingeschlagenen Kurs fortsetzen, da wir davon überzeugt sind, dass dies der Richtige für die Wobau, die Stadt und den Landkreis ist. Wir sind ein sanierungsfreudiges Unternehmen, welches konsequent den eigenen Bestand aufwertet und Maßstäbe setzt, durch u.a. Dachbodendämmung, Wärmestationen, Solarthermie. Wir gewährleisten eine hohe Wohnqualität durch die Sanierung der Wohnungen in einen Neubaustandard. Momentan sind 60 Prozent unserer Häuser und 80 Prozent unserer Wohnungen saniert. Unsere Aufgabe bleibt es, dieses weiterzuentwickeln. Nachhaltigkeit und Optimierung von Energiekosten stehen auch für die kommenden Jahre auf unserer Agenda, wir fördern u.a. den Einsatz von Solarkollektoren, Heizungsanlagen mit erneuerbaren Energien sowie ein weitgehend papierloses und digitalisiertes Unternehmen. Wir leisten darüber hinaus weitere wichtige Beiträge für die Umwelt z.B. durch unseren elektrischen Fuhrpark, Pedelecs, Insektenblühstreifen und -hotels, Nistkästen und grüne Gartenanlagen ohne Versiegelung.

magazin: Wir danken Ihnen für das Gespräch.

Quelle: Verband der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft in Niedersachsen Bremen e.V.; vdw magazin 4_2024 – Urbaner Wandel; Seite 32-35; https://vdw-online.de/service/presse/vdw-magazin/